Fragen zum Thema Ausschluss (Gemeindezucht)
15.1 Was ist die Versammlung Gottes?
Die Versammlung Gottes besteht aus allen wiedergeborenen Christen, die das Evangelium des Heils geglaubt haben (Eph 1,13). Sie sind zu einem Leib zusammengefügt worden, nicht durch Mitgliedschaft in einer Organisation, sondern durch den Heiligen Geist (1. Kor 12,13). Christus ist das Haupt des Leibes (Kol 1, 18). Alle, die zur Versammlung gehören, sind untrennbar mit Ihm verbunden.
Was ist eine örtliche Versammlung?
Die Bibel spricht von der Versammlung Gottes an einem Ort (1. Kor 1,1). Sie besteht aus allen Gläubigen an diesem Ort. Sie ist also ein Teil der Versammlung Gottes und eine örtliche Darstellung derselben.
15.3 Was ist ein Zusammenkommen zum Namen des Herrn hin?
Wenn man sich zum Namen des Herrn hin versammelt, ist Er das Ziel und der Mittelpunkt des Zusammenkommens (Mt 18,20). Er hat die Leitung und steht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Man kann nur zum Namen des Herrn hin versammelt sein, wenn man seine Autorität in der Praxis anerkennt.
15.4 Wer hat die Autorität, auszuschließen oder (wieder-) zuzulassen?
Die Autorität dazu liegt bei denen, die an diesem Ort zum Namen des Herrn Jesus hin versammelt sind. Leider sind das heute oft nur wenige der vielen Gläubigen an einem Ort. Aber was sie „binden“ oder „lösen“ wird im Himmel anerkannt (Mt 18,18). Der Grund dafür ist, dass der Herr Jesus in ihrer Mitte ist (Mt 18,20). Es war die Aufgabe der Versammlung in Korinth, den Bösen hinauszutun (1. Kor 5,13) und es war ihre Aufgabe, ihn wieder aufzunehmen, nachdem er Buße getan hatte (2. Kor 2,6-8).
15.5 5. Warum gab der Herr diese Autorität denen, die zu Ihm hin versammelt sind?
Bei einer Aufnahme oder einem Ausschluss dürfen wir uns nicht durch unsere Gefühle und Beziehungen leiten lassen (Sympathie und Antipathie), sondern allein durch den Willen des Herrn. Das ist nur möglich, wenn wir auf Ihn ausgerichtet und seine Person und seine Interessen vor Augen haben. Deshalb gab der Herr diese Autorität zum Binden und Lösen ausschließlich denen, die zu seinem Namen hin versammelt sind (Mt 18,18-20).
15.6 Gibt es Personen, die alleine oder gemeinsam in die Gemeinschaft aufnehmen oder davon ausschließen können?
Nein. Nur diejenigen, die zum Namen des Herrn hin versammelt sind, haben diese Autorität kollektiv, d.h. als versammelt im Charakter der einen Versammlung Gottes (s. Q4, Q5). Auch eine Gruppe von mehreren Brüdern hat nicht die Befugnis dazu. Selbst der Apostel Paulus überging die Korinther nicht. Wenn sie vergaben, wollte auch er vergeben (2. Kor 2,10).
15.7 Was sind Älteste?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir Gaben von Ämtern unterscheiden:
- Gaben sind geistliche Fähigkeiten, z.B. die von Lehrern oder Evangelisten. Bei Ämtern handelt es sich um örtliche Aufgaben von Dienern (Diakonen) und Ältesten (Aufsehern).
- Gaben sind für den ganzen Leib Christi da (Eph 4,11.12). So kann beispielsweise ein Lehrer in anderen Städten oder Ländern die Gläubigen belehren. Ämter beziehen sich auf einen Ort (Tit 1,5).
Älteste und Aufseher sind zwei Bezeichnungen für dieselben Personen (Apg 20,17.28 Tit 1,5.7). Sie werden immer in der Mehrzahl genannt.
15.8 Was ist die Aufgabe von Ältesten? Was ist ihre Autorität, und was nicht?
Sie haben die Aufgabe, an ihrem Ort die Aufsicht zu führen und die „Herde“ der Gläubigen vor Gefahren zu schützen (Apg 20,28.29). Es ist nicht ihre Aufgabe, in Zuchtfragen zu entscheiden; dazu hätten sie keine Autorität. Sie sollen nicht über die Gläubigen herrschen oder sie als ihren Besitz betrachten. Sie sollen vielmehr Vorbilder für sie sein (das gilt auch für - besonders ältere - Brüder ganz allgemein, vgl. 1. Pet 5,1-4).
15.9 Was sind die Merkmale von Ältesten?
Um Ältester zu sein, brauchte man bestimmte Qualifikationen. Es waren sehr strenge Anforderungen, die sich auf ihre Gesinnung und ihr praktisches Verhalten bezogen - im persönlichen Leben, in der Familie, in der Versammlung und in der Welt (1. Tim 3,1-7; Tit 1,6-9).
15.10 Wie kennen/anerkennen/wählen wir Älteste?
Zur Zeit der Apostel gab es eine offizielle Anstellung von Ältesten. Diese wurde ausschließlich durch die Aposteln (Apg 14,23) bzw. durch deren Abgesandte ausgeführt (Tit 1,5). Das alles geschah unter der Leitung des Heiligen Geistes (Apg 20,28). Die Bibel sagt nie, dass Älteste von Versammlungen gewählt werden. Autorität kommt von oben: Christus beauftragte Apostel, diese stellten Älteste an, und diese führten die Aufsicht über die Gläubigen.
Heute gibt es keine Apostel mehr (ein Apostel musste den Herrn gesehen haben, siehe Apg 1,21.22; 9,3-6). Daher gibt es auch keine apostolischen Beauftragten mehr, die noch Älteste anstellen könnten. Aber es gibt immer noch Männer, die die geistlichen und moralischen Merkmale von Ältesten haben (siehe Q9). Solche Brüder können auch heute noch die Aufgaben von Ältesten ausführen, auch wenn sie nicht offiziell als Älteste gewählt oder ernannt werden. Sie besitzen nicht offizielle, sondern moralische Autorität.
15.11 Gibt es Führer im Volk Gottes, und was sind ihre Aufgaben und Kennzeichen?
Das Neue Testament erwähnt Führer unter den Gläubigen. Ihr Kennzeichen war, dass sie das Wort Gottes geredet hatten; ihre geistliche Führung beschränkt sich also nicht auf einen bestimmten Ort. Außerdem zeichneten sie sich durch Glauben aus (Heb 13,7). Führer und Älteste sind daher voneinander zu unterscheiden, denn es geht um eine andere Art von Arbeit (das Wort reden bzw. Aufsicht führen) und einen anderen Wirkungsbereich (überörtlich / örtlich).
15.12 Zucht: Welche Formen der Zucht gibt es?
Das Neue Testament zeigt verschiedene Arten von Zucht. Die Art der Zucht hängt von dem jeweiligen Fall ab:
- Zurechtbringung einer Person, die von einem Fehltritt übereilt wurde (Gal 6,1).
- Warnen und ein Sich-Zurückziehen von Personen, die unordentlich wandeln (1. Thes 5,14; 2. Thes 3,6.14.15).
- Öffentliche Zurechtweisung: (1. Tim 5,20; Gal 2,11-14).
- Achthaben auf solche, die Zwiespalt anrichten: (Röm 16,17, siehe auch Titus 3,10.11).
- Redeverbot (Tit 1,10; 1. Tim 1,3.4).
- Ein Zur-Rede-Stellen bei einer Sünde einer anderen Person gegenüber (Mt 18,15-17).
- Ausschluss von aller christlichen Gemeinschaft (1. Kor 5,11.13).
15.13 Was ist ein Ausschluss?
Der Ausschluss ist die schwerwiegendste Form der Zucht und grundsätzlich immer eine Handlung der ganzen Versammlung. Die Versammlung muss sich demütigen über ihren eigenen Zustand und das Böse in ihrer Mitte, und zugeben, dass sie nichts Weiteres tun kann, als den Fall Gottes Händen und seiner Zucht zu überlassen (1. Kor 5,12.13).
15.14 Welche „Fälle“ müssen ausgeschlossen werden?
Es muss ausgeschlossen werden, wenn jemand ein „Böser“ ist (1. Kor 5,13). Das ist der Fall, wenn er in einem bösen Zustand gelebt hat, der zu bösen Handlungen geführt hat. Paulus gibt eine (nicht erschöpfende) Liste von Beispielen (1. Kor 5,11). Dabei ist zu beachten:
- Wer z.B. einmalig einen Mord oder Ehebruch begeht, muss in aller Regel ebenfalls ausgeschlossen werden (weil es so eklatant böse ist und weil die einmalige Tat in aller Regel aus einem bösen Zustand resultiert. Siehe auch Q 15.
- Andererseits müssen wir alle bekennen, dass wir, je nach Charakter, in bestimmten Bereichen wiederholt versagen. Das erfordert Selbstgericht, aber in der Regel keinen Ausschluss.
15.15 Was ist das Ziel eines Ausschlusses?
Das Ziel eines Ausschlusses ist, dass:
- die Ehre Gottes aufrechterhalten wird (vgl. 4. Mo 5,3b);
- die Versammlung sich an der Sache „rein“ erweist (2. Kor 7,11);
- die betreffende Person umkehrt und wiederhergestellt wird (vgl. 2. Kor 2,6-9).
Das Ziel eines Ausschlusses ist nicht (!), jemanden loszuwerden oder sogar, sich an ihm zu rächen.
15.16 In welcher Haltung soll die Versammlung sein, wenn sie jemanden ausschließt?
Eine Versammlung, die einen Ausschluss vornimmt, muss Leid tragen (1. Kor 5,2; 2. Kor 7,9-11). Sie demütigt sich, weil sie nicht in der Lage war, dem schlechten Zustand des Auszuschließenden entgegenzuwirken und weil sie ihn nicht von der Sünde und dem Verharren darin abhalten konnte.