Der Heilige Geist
Inhalt
Warum sollen wir uns mit diesem Thema beschäftigen? (Frage 1)
I. Die Person des Heiligen Geistes (Fragen 2 - 8)
II. Die Tätigkeit des Heiligen Geistes (Fragen 9 - 39)
Die Aktivitäten des Geistes ausserhalb von uns (Fragen 10 - 11)
Die Aktivität des Heiligen Geistes in Verbindung mit unserer Errettung (Fragen 12 - 18)
Aktivitäten des Heiligen Geistes mit oder in uns im täglichen Glaubensleben (Fragen 19 - 34)
III. Unsere Aktivitäten in Bezug auf den Heiligen Geist (Fragen 35 - 39)
IV. Symbole und Bilder des Heiligen Geistes (Fragen 40 - 43)
Es gibt einen gewissen Unterschied zwischen Symbolen und Bildern. Symbole sind mehr allgemeingültige Gegenstände oder Begriffe - wie z.B. das Siegel -, die eine Sache oder einen Ausdruck darstellen. Bilder hingegen veranschaulichen bestimmte Personen oder Sachen - wie z.B. der Knecht in Lukas 14. Beide bieten uns jedoch Illustrationen, die uns eine Hilfe sind, den Charakter oder die Merkmale einer Personen oder einer Sache besser zu verstehen.
Die Bibel benutzt verschiedene Symbole und Bilder, um uns zu zeigen, auf wie viele verschiedene Arten und Weisen der Heilige Geist uns dient und zu unserem Nutzen tätig ist. Was nun folgt, ist keine vollständige Liste, deckt aber die wichtigsten Punkte ab.
Die ersten drei Symbole - die Versiegelung (Frage 40), die Salbung (Frage 41) und das Unterpfand (Frage 42) - sprechen alle von dem Segen, der aus der Innewohnung des Heiligen Geistes hervorkommt. Jeder Ausdruck zeigt uns einen anderen Aspekt dieser Segnung. Weitere Symbole und Bilder werden in der Frage 43 aufgeführt.
V. Verbreitete, falsche Vorstellungen (Fragen 44 - 52)
11.1 Der Heilige Geist spricht "nicht von sich selbst aus" (Joh 16,13). Heisst das, dass wir uns nicht mit diesem Thema auseinandersetzen sollten?
Nein. Dieser Vers sagt nicht, dass der Heilige Geist nicht über sich selbst redet. Er tut es, wie es die vielen angegebenen Bibelstellen in den weiteren Fragen bestätigen. Die Sache ist die, dass der Heilige Geist nicht unabhängig, d.h. nicht "aus" oder "von" sich selbst spricht. Darum heisst es auch weiter: "Was er hören wird, wird er reden." Der Geist spricht in Einklang mit und in Abhängigkeit von dem Vater und dem Sohn.
11.2 Lehrt die Bibel wirklich, dass der Heilige Geist eine Person ist?
Absolut! Es ist natürlich wahr, dass der Heilige Geist auch als eine Kraft bezeichnet wird (Lk 24,49; Apg 1,8). Aber Er ist auch eine Person. Das wird aus der Beschreibung seiner Tätigkeiten klar, die nur eine Person tun kann. Zum Beispiel heisst es, dass der Geist:
- spricht (Apg 13,2; Heb 3,7),
- etwas bezeugt (Heb 10,15),
- lehrt (Joh 14,26),
- zum Dienst beruft (Apg 13,2),
- betrübt werden kann (Eph 4,30),
- belogen werden kann (Apg 5,3),
- einen Willen hat (1. Kor 12,11),
- eine Ansicht darüber hat, was gut ist (Apg 15,28),
- etwas nicht erlaubt (Apg 16,6.7).
Manche haben den Heiligen Geist mit dem menschlichen Geist des Herrn Jesus verwechselt. Dies ist ein fundamentaler Fehler. Der Heilige Geist ist eine göttliche Person (Frage 3).
11.3 Wie wissen wir, dass der Heilige Geist Gott ist?
Diese Tatsache wird durch mehrere Bibelstellen sehr deutlich gemacht:
- Der Heilige Geist ist ewig (Heb 9,14).
- Der Heilige Geist steht auf der gleichen Ebene wie der Vater und der Sohn (Mt 28,19).
- Der Heilige Geist ist allgegenwärtig (Ps 139,7).
- Der Heilige Geist ist allwissend (1. Kor 2,10.11).
- Der Heilige Geist ist allmächtig: Nur Gott kann etwas erschaffen (Hiob 33,4) oder Menschen lebendig machen (1. Pet 3,18).
Apostelgeschichte 5 liefert einen weiteren Beweis: Petrus beschuldigt Ananias, den Heiligen Geist belogen zu haben. Dann fügt er hinzu: "Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott" (V. 4). Der Geist ist also Gott.
11.4 "Kam" der Heilige Geist oder wurde Er "gesandt"?
Beides ist wahr. Er "kam", aber Er wurde auch vom Vater und vom Sohn «gesandt»:
- "Der Heilige Geist, den der Vater senden wird …" (Joh 14,26).
- "… den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit" (Joh 15,26).
- "Wenn ich aber hingehe, werde ich ihn euch senden" (Joh 16,7).
- "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist …" (Joh 16,13).
11.5 Der Heilige Geist wurde gesandt. Bedeutet dies, dass Er auf einer niedrigeren Ebene steht als der Vater und der Sohn?
Überhaupt nicht. Die Personen der Gottheit handeln einmütig, denn sie haben die gleichen Gedanken und arbeiten zusammen. Aber in der Erfüllung eines gemeinsamen Ziels übernehmen sie verschiedene Aufgaben und Aktivitäten. Der Geist nimmt freiwillig den untergeordneten Platz eines Gesandten ein - wie es auch der Sohn getan hat (Joh 3,16; 6,38; Phil 2,7). Dennoch sind beide mit dem Vater "gleichgestellt". Sie stehen auf der gleichen Höhe wie Er (Frage 3).
11.6 Wann kam der Heilige Geist, um auf der Erde zu wohnen?
In seiner Abschiedsrede an seine Jünger (Joh 14 - 16) spricht der Herr immer vom Kommen des Geistes als von einem zukünftigen Ereignis (Frage 4). Der Heilige Geist konnte erst kommen, nachdem Jesus Christus gelitten hatte, gestorben war, auferweckt und verherrlicht worden war (Joh 7,39). Warum? Weil Er die Herrlichkeit, die Christus bekommen hatte, bezeugen sollte.
Der Heilige Geist kam am Tag der Pfingsten (ein jüdisches Fest, siehe Apg 1,5; 2,1-4.33). Seither wohnt Er auf der Erde: in den einzelnen Glaubenden und in der Versammlung.
11.7 Was wissen wir über seinen Charakter?
Vielen Bibelstellen fügen Merkmale hinzu, wenn sie vom Heiligen Geist reden. Damit geben sie uns einen Einblick in seinen Charakter. Hier sind einige Beispiele:
- der Heilige Geist (z.B. Apg 5,3),
- der Geist der Heiligkeit (Röm 1,4),
- der Geist der Gnade (Sach 12,10; Heb 10,29),
- der Geist der Wahrheit (Joh 14,17; 15,26; 16,13),
- der Geist des Lebens (Röm 8,2),
- der Geist Christi (Röm 8,9; 1. Pet 1,11),
- der Geist der Sohnschaft (Röm 8,15),
- der Geist des Sohnes Gottes (Gal 4,6),
- der Geist Jesu (Apg 16,7),
- der Geist der Herrlichkeit (1. Pet 4,14),
- der Geist Gottes (1. Pet 4,14),
- der Geist unseres Gottes (1. Kor 6,11),
- der Sachwalter (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7).
11.8 Was ist "geistlich"?
Im Wort Gottes werden Sachen oder Personen geistlich genannt, die im Gegensatz zu dem stehen, was fleischlich ist, d.h. was mit dem Charakter des natürlichen Menschen zu tun hat (Fußnote 1). Man kann es auch so sagen:
Die Bibel bezeichnet verschiedene Dinge als geistlich, weil der Heilige Geist ihnen diesen Charakter gibt:
- die Gnadengaben (Röm 1,11),
- der Dienst des Predigens oder Lehrens (Röm 15,27),
- gottesfürchtige Glaubende im Gegensatz zu fleischlich gesinnten Glaubenden (1. Kor 2,15; 3,1; 14,37; Gal 6,1).
- unsere Segnungen (Eph 1,3),
- unsere christlichen Lieder (Eph 5,19),
- das Verständnis von (geistlichen) Glaubenden (Kol 1,9),
- das Haus, das wir gemeinsam bilden, und unsere Schlachtopfer (1. Pet 2,5).
Fußnote 1: Das Wort «geistig» steht im Kontrast zu dem, was materiell ist (1. Kor 15,44).
11.9 Was sind die Haupttätigkeiten des Heiligen Geistes?
Wir dürfen die Wichtigkeit des Werks, das der Geist Gottes tut, nicht unterschätzen. Es betrifft eigentlich jeden Bereich unseres Lebens. Dies wird durch folgende Liste bestätigt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.
Wir können die Tätigkeiten des Geistes in drei Kategorien unterteilen:
a) Aktivitäten ausserhalb von uns:
- die Inspiration,
- die Prophetie.
b) Aktivitäten, die sich auf unsere Errettung beziehen und eine einmalige Auswirkung haben (Fußnote 2):
- die Neugeburt,
- die Innewohnung, Versiegelung und Salbung,
- die Befreiung,
- die von Ihm gewirkte Taufe: Vereinigung aller Glaubenden in einen Leib,
- sein Bleiben in uns für immer,
- das Geben von Gaben.
c) Aktivitäten, die mit unserem täglichen Leben zu tun haben:
- Er gibt uns die Gewissheit, dass wir Kinder Gottes sind.
- Er hilft uns, unsere Beziehung zum Vater und zum Sohn zu geniessen.
- Er leitet uns.
- Er lehrt uns und stellt uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor.
- Er befähigt uns, die Wahrheit zu erkennen.
- Er führt uns in der Anbetung.
- Er erfüllt uns.
- Er gibt uns Kraft.
- Er ermöglich uns, das Fleisch zu überwinden - d.h. die Lust des Fleisches nicht zu vollbringen.
- Er bringt in uns die Frucht des Geistes hervor.
- Er zeugt von Christus und unterstützt unser Zeugnis.
- Er bewirkt die Einheit des Geistes.
- Er führt uns zur Busse und stellt uns wieder her.
- Er vermehrt in uns die Sehnsucht auf das Kommen des Herrn.
Lasst uns einen kurzen Blick auf diese verschiedenen Tätigkeiten werfen.
Fußnote 2: Der Geist wirkt auch in Ungläubigen, damit sie zur Busse kommen (1. Mo 6,3) - auch wenn seiner Tätigkeit widerstanden wird (Heb 10,29) und die betroffenen Personen nie von neuem geboren werden. Diese Aufgabe des Geistes wird in Lukas 14 durch den Knecht illustriert, der die Menschen zum Gastmahl einlädt.
11.10 Was war die Rolle des Heiligen Geistes in der Inspiration?
Der Heilige Geist gab den Schreibern des Wortes Gottes die einzelnen Worte ein. Das nennt man "verbale Inspiration". Insbesondere lesen wir:
- Der Geist "trieb" heilige Menschen Gottes, die Bücher der Bibel zu schreiben (2. Pet 1,21). Das bedeutet, dass sie unter seiner Herrschaft standen.
- Der Geist wählte jedes einzelne Wort der Heiligen Schrift: "nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist" (1. Kor 2,13).
- Der Geist spricht durch die Worte der Bibel. Bevor der Schreiber des Hebräer-Briefs Jeremia 31,31-34 zitiert, sagt er: "Dies bezeugt uns auch der Heilige Geist; denn nachdem er gesagt hat …" (Heb 10,15).
- Der Geist sprach durch menschliche Instrumente. David konnte sagen: "Der Geist des HERRN hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge" (2. Sam 23,2).
Der Heilige Geist benutzte die Persönlichkeit und den Stil der verschiedenen Schreiber. Aber Er tat es in einer Weise, dass jedes niedergeschriebene Wort genau das war, was Er geschrieben haben wollte ("verbale Inspiration").
11.11 Was war die Rolle des Heiligen Geistes in der Prophetie?
Propheten waren Personen, die eine Botschaft äusserten, die direkt von Gott kam. Schon zur Zeit des Alten Testaments war es der Geist Christi, der durch die Propheten zeugte (1. Pet 1,11). Der Heilige Geist gab den Propheten sowohl mündliche als auch schriftliche Mitteilungen, beide waren von Ihm inspiriert. Das geschah auch noch am Anfang der christlichen Zeit, bis die Schriften des Neuen Testaments - Römer 16,26 nennt sie die "prophetischen Schriften" - vollendet waren (Kol 1,25).
11.12 Was bedeutet es, "aus dem Geist geboren" zu sein?
Der natürliche Mensch hat eine gefallene Natur. Die Bibel nennt sie "Fleisch". Sie hat weder die Fähigkeit noch die Neigung, Gott zu gefallen (Röm 8,5-9). Aber Gott wirkt durch den Heiligen Geist an der Seele jedes Menschen, um ihn von seiner Schuld zu überführen und von der Heiligkeit Gottes zu überzeugen. Dazu benutzt Er das Wort Gottes. Auf diesem Weg kommt das Wunder der Neugeburt durch Wasser (die reinigende Wirkung des Wortes Gottes) und Geist zustande (1. Pet 1,23; Joh 3,5). Bei der Neugeburt bekommt der Glaubende eine neue Natur (Joh 3,6), allerdings ohne jemals auf der Erde die alte Natur zu verlieren (Röm 7,18). Er erfährt die "Heiligung des Geistes" (1. Pet 1,2), d.h. er wird durch den Heiligen Geist für Gott auf die Seite gestellt oder reserviert.
11.13 In welchen Personen wohnt der Heilige Geist?
Das ist ein besonderes Privileg der Glaubenden in der christlichen Zeit (Joh 14,17; Röm 8,11; 2. Tim 1,14). Der Geist nimmt in einem Menschen Wohnung, wenn dieser an das Evangelium des Heils glaubt (Eph 1,13). Das beinhaltet den Glauben an die Person und das Werk des Herrn Jesus. Von diesem Zeitpunkt an sind wir mit dem Geist "versiegelt", so dass der Heilige Geist für immer in uns bleibt (Frage 16).
Der Körper des Glaubenden ist der Tempel des Heiligen Geistes (1. Kor 6,19). Dieses grosse Vorrecht beinhaltet aber auch eine grosse Verantwortung: Wir sollen Gott in unserem Körper verherrlichen (1. Kor 6,13-20). Das ist die persönliche Seite. Ausserdem wohnt der Heilige Geist auch in der Versammlung (1. Kor 3,16; Eph 2,22). Das ist die gemeinsame Seite.
11.14 Wie werden wir von der Macht der Sünde befreit?
Ein Glaubender muss der Sünde nicht mehr dienen, weil sie keine Macht mehr über ihn hat. Er ist "mit Christus gestorben", darum kann die Sünde nicht länger ihre Ansprüche auf ihn geltend machen (Röm 6,1-11). Das ist wahr für jeden Glaubenden - das ist unsere Stellung. Grundsätzlich muss also ein Erlöster nie wieder sündigen. Er kann sein Leben einfach für Gott leben. Aber das ist nur durch den Heiligen Geist möglich. Wenn wir Gott aus eigener Kraft gefallen möchten, werden wir fallen. Das zu lernen ist ein schmerzhafter Prozess, wie es uns in Römer 7,14-25 beschrieben wird. Dort wird eine Person vorgestellt, die bereits von neuem geboren ist. Sie versucht, dem Herrn in der eigenen Kraft zu gefallen, macht aber die Erfahrung, dass sie immer wieder sündigt. Zuerst muss sie erkennen, dass die Sünde immer noch in ihr wohnt und sie selbst keine Kraft, zur Ehre Gottes zu leben. In ihrer Not beginnt diese Person, ausserhalb von sich Hilfe zu suchen. In der Kraft des Heiligen Geistes findet sie volle Befreiung: "Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes" (Röm 8,2). Dann kann sie im Geist wandeln und auf diesem Weg das Fleisch überwinden.
11.15 Was ist genau gemeint, wenn die Bibel von der Taufe mit Heiligem Geist spricht?
Johannes der Täufer bezeugte: "Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende … wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen" (Mt 3,11) (Fußnote 3). Vor seiner Himmelfahrt verkündete der Herr, dass die Taufe mit dem Geist nach "nicht vielen Tagen" geschehen würde (Apg 1,5). Zehn Tage danach, an Pfingsten, wurde der Heilige Geist vom Himmel gesandt (Apg 2,1.33), um auf der Erde in den einzelnen Glaubenden und in der Versammlung zu wohnen (Frage 13). An diesem Tag wurden die Erlösten "zu einem Leib getauft" (1. Kor 12,13).
Die Taufe mit Heiligem Geist geschah nur einmal, und zwar an Pfingsten, als die Versammlung gebildet wurde. Seither wird jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, ein Glied des Leibes Christi und kann somit als jemand betrachtet werden, der in diese Geistestaufe eingeschlossen ist (1. Kor 12,13). Die Meinung, dass eine "zweite Erfahrung" notwendig sei, ist verkehrt.
Fußnote 3: Die Taufe mit Feuer bezieht sich auf das Gericht, das Christus über die Menschen bringen wird, die Ihn abgelehnt haben. Diese Feuertaufe ist noch zukünftig und unterscheidet sich somit von der Geistestaufe. Johannes erwähnt beides zusammen, um zu betonen, dass diese Handlungen weit über dem stehen, was er tut, und dass sie von Christus ausgeführt werden.
11.16 Was bedeutet es, dass der Heilige Geist in Ewigkeit bei uns ist?
Wir lesen: "Er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sein in Ewigkeit … Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein" (Joh 14,16.17). Zuerst wird hier der Kontrast zum Herrn Jesus gezeigt, der nur ein paar Jahre bei seinen Jüngern gewesen war und nun im Begriff stand, sie zu verlassen. Der Heilige Geist hingegen würde immer mit ihnen sein, jeden Tag ihres Lebens. Ausserdem ist es auch wahr, dass der Geist in Ewigkeit bei uns sein wird. Dieses wunderbare Vorrecht der ständigen Anwesenheit des Geistes beruht auf dem vollbrachten Werk des Herrn Jesus am Kreuz und auf seiner Verherrlichung (Joh 7,39).
Die Glaubenden zur Zeit des Alten Testaments besassen dieses Vorrecht nicht. Der Heilige Geist konnte auf sie kommen (Ri 6,34), aber Er konnte auch weggenommen werden (Ps 51,13). Er wohnte nicht in ihnen. Die Erlösten der christlichen Zeit hingegen sind für immer mit dem Geist Gottes "versiegelt".
11.17 Was sind die Gaben des Heiligen Geistes?
Geistliche Gaben sind spezielle Fähigkeiten, die der Heilige Geist gibt - nicht zu verwechseln mit den natürlichen, vom Schöpfer geschenkten Fähigkeiten wie Redegewandtheit oder scharfsinnigem Verstand, die Gott natürlich auch gebrauchen kann. Wir lesen in 1. Korinther 12: "Es sind Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist" (V. 4). Dieses Kapitel führt viele geistlichen Gaben auf: das Wort der Weisheit, das Wort der Erkenntnis, Glaube, Heilungen, Wunderwirkungen, Weissagung, Unterscheidungen der Geister, Arten von Sprachen usw. Alle Glaubenden haben unterschiedliche Gaben erhalten. Aber sie kommen von demselben Geist und sollen zum Nutzen des ganzen Leibes Christi ausgeübt werden.
11.18 Habe ich eine Geistesgabe? Wie kann ich das herausfinden?
Der Geist verteilt die Gaben, "wie er will" (1. Kor 12,11). Wir sollten uns nicht darauf konzentrieren, was wir möglicherweise bekommen haben. Unsere Aufgabe ist es, das zu tun, das der Herr uns aufträgt. Dann wird uns - und anderen - bald klar, was unsere geistliche Gabe ist. Wir haben nun die Verantwortung, sie "zum Nutzen" (1. Kor 12,7) und in Liebe (1. Kor 13) einzusetzen.
11.19 Wie gibt uns der Heilige Geist die Erkenntnis, dass wir Kinder Gottes sind?
Er bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind (Röm 8,16). Mit der Neugeburt werden wir Kinder Gottes, aber der Heilige Geist hilft uns auch, diese Tatsache zu erfassen und zu geniessen. Er weist uns auf Bibelverse hin und stellt uns die Wahrheit vor, die darin enthalten ist (Joh 1,12; 1. Joh 3,1.2.10).
11.20 Was ist mit dem Ausdruck "Sachwalter" gemeint?
Dieser Ausdruck (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7) stellt uns den Heiligen Geist als Den vor, der den Glaubenden beisteht und ihre Anliegen in die Hand nimmt. Er hilft uns, unsere Beziehung zum Vater und zum Sohn zu geniessen (Frage 21) und in einer feindlichen Welt Zeugen für den Herrn Jesus zu sein (Joh 15,24-27).
11.21 Wie hilft uns der Heilige Geist die Beziehung zum Vater und zum Sohn zu genießen?
- Er macht uns fähig, die Worte zu schätzen, die der Herr Jesus auf der Erde gesprochen hat (Joh 14,26). Zu diesen Mitteilungen gehört auch die Offenbarung des Vaters.
- Er zeugt von Christus, wie Er jetzt im Himmel ist (Joh 15,26).
- Er führt uns in die ganze Wahrheit, d.h. Er hilft uns, sie aufzunehmen und hoch zu achten. Er verkündet uns auch das Zukünftige (Joh 16,13).
Auf diese Weise verbindet Er unsere Herzen mit Christus und dem Vater. Ausserdem ermöglicht Er uns, den Zugang zum Vater zu geniessen: "Durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater" (Eph 2,18). Das Werk des Herrn Jesus ist die Grundlage für diesen Zugang und der Geist gibt uns Kraft, ihn zu gebrauchen und zu geniessen.
11.22 Wie konnte der Herr seine Abwesenheit als einen Vorteil für seine Jünger bezeichnen (Joh 16,7)?
Weil Jesus Christus den Geist senden würde, der von Ihm als dem verherrlichten Herrn zeugen würde. Das befähigte die Jünger, eine tiefere Beziehung mit Ihm und dem Vater zu geniessen (Frage 21). Der Herr war bei ihnen, aber der Heilige Geist würde in ihnen sein und ihnen ein volleres Verständnis der Wahrheit geben, als sie es je hatten, während Jesus Christus auf der Erde war.
11.23 Was bedeutet es, durch den Heiligen Geist geleitet zu sein?
Es ist ein Charakterzug der Söhne Gottes, dass sie durch den Heiligen Geist geleitet werden (Röm 8,14). Das steht im Kontrast zum natürlichen Menschen, der "im Fleisch" ist und Gott nicht gefallen kann (Röm 8,8). Die Leitung durch den Geist unterscheidet sich auch völlig vom gesetzlichen Einhalten der Gebote (Gal 5,18).
Die Leitung durch den Heiligen Geist im täglichen Leben setzt voraus, dass wir nicht unseren eigenen, sondern den Willen des Herrn tun wollen, Ihn um seine Führung bitten und das Wort Gottes lesen (Apg 8,28.29; 16,6-10). Ausserdem erfordert es von uns, dass wir die Regungen des Fleisches (d.h. sündige Gedanken oder Neigungen) verurteilen (Röm 8,13). Die Führung des Geistes widerspricht nie dem Wort Gottes, das durch Ihn selbst gegeben worden ist.
11.24 Wie und was lehrt uns der Heilige Geist?
Der Heilige Geist stellt uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor und lehrt uns die ganze Wahrheit, indem Er uns Verständnis über Gottes Wort gibt (Joh 14,26; 15,26; 16,13-15; 1. Joh 2,27). Er befähigt uns, die Wahrheit aufnehmen (Frage 25).
11.25 Wie können wir die Wahrheit Gottes aufnehmen?
Es gibt drei wichtige Etappen in der Übertragung der Wahrheit Gottes auf uns. Alle werden durch den Heiligen Geist bewirkt: erstens die Offenbarung durch Gott (1. Kor 2,10), zweitens seine Mitteilung an uns (1. Kor 2,13) und drittens das Aufnehmen durch uns (1. Kor 2,14.15). Mit anderen Worten: Der Geist wusste alle Gedanken Gottes und war fähig sie in menschlichen Worten auszudrücken (= Offenbarung). Dann gab Er den Schreibern die einzelnen Worte ein, damit sie in der Bibel niedergeschrieben wurden (= Mitteilung). Jetzt können wir das Wort durch die Kraft des Heiligen Geistes in unsere Herzen aufnehmen.
11.26 Was ist Anbetung in Geist und Wahrheit (Joh 4,24)?
Der Herr Jesus benutzte diesen Ausdruck in seinem Gespräch mit der samaritischen Frau. Sie war sich eine äussere und zeremonielle Anbetung gewohnt, die auf einer Mischung von heidnischer Religion und jüdischem Brauch basierte (siehe 2. Kön 17,24-41). Der Herr erklärte ihr, dass eine neue Zeit beginnen würde und mit ihr auch eine neue Art von Anbetung, "da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten" (Joh 4,23).
Anbetung "in Geist" beinhaltet erstens, dass die christliche Anbetung nicht materiell, sondern geistlich ist. Damit steht sie besonders im Kontrast zur jüdischer Anbetung, wo es um Kleider, Gebäude, Räucherwerk und tierische Opfer ging. Zweitens bedeutet "in Geist" auch, dass der Heilige Geist die christlichen Anbeter in dem leitet, was sie vor Gott zum Ausdruck bringen.
Anbetung "in Wahrheit" weist zum einen darauf hin, dass die Anbetung auf der offenbarten Wahrheit beruht. Zum anderen soll sie wahr und echt sein: Wir meinen, was wir sagen, und tragen nicht gedankenlos etwas vor oder legen ein blosses Lippenbekenntnis ab (Mt 15,8; Jes 29,13).
11.27 Was bedeutet es, mit dem Geist erfüllt zu sein?
Der Heilige Geist wohnt in jedem Erlösten. Aber wir sind nicht alle - und nicht immer - mit dem Heiligen Geist erfüllt. Darum werden wir ermahnt: "Werdet mit dem Geist erfüllt" (Eph 5,18). Mit dem Geist erfüllt sein steht hier im Kontrast zum Betrunkensein mit Wein. Der Christ soll nicht vom Wein, sondern vom Heiligen Geist kontrolliert und geleitet werden.
Damit der Geist uns erfüllen kann, müssen wir Ihm Raum geben, indem wir alles verurteilen und wegtun, was Ihn hindert. Dazu ein Beispiel: Wenn wir einem Gast nur erlauben, ein Zimmer zu betreten, wird er unser Haus nicht "füllen" und kann seinen Einfluss nicht überall fühlbar machen. Um das zu erreichen, müssen wir ihm unser ganzes Haus öffnen.
Das Erfülltsein mit dem Geist wird einen grossen Einfluss auf unsere Freude, unser Zeugnis und unseren Dienst haben (siehe Lk 1,41.67; Apg 4,8.31; 13,9.52).
11.28 Wie gibt uns der Heilige Geist Kraft?
Der auferstandene Herr sagte seinen Jüngern: "Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein" (Apg 1,8; siehe auch Lk 24,49). Ein paar Tage später, am Tag der Pfingsten, wurde diese Kraft öffentlich wirksam, als Petrus zu einer Menschenmenge sprach und 3'000 Personen gerettet wurden. Heute befähigt uns der Heilige Geist zum Zeugnis und gibt unserem "inneren Menschen" Kraft, damit wir die Herrlichkeit des Herrn Jesus schätzen können (Eph 3,16). Er stärkt unseren Dienst, unsere Hoffnung und unsere Freude (Röm 14,17; 15,13; 1. Thes 1,6). Wie tut Er es? Indem Er uns hilft, Gott und seinem Wort zu vertrauen, anstatt auf uns selbst oder auf Menschen zu bauen (Sach 4,6).
11.29 Kann der Heilige Geist uns helfen, das Fleisch zu überwinden?
Als wiedergeborene Glaubenden besitzen wir eine neue Natur. Sie hat die richtigen Wünsche, aber es fehlt ihr die Kraft, um danach zu handeln. Sie ist nicht in der Lage, die Neigungen oder Begierden der Sünde, die immer noch in uns wohnt, zu überwinden (Röm 7,15.17) (Fußnote 5). Hier kommt der Heilige Geist zum Zug, indem Er uns die Kraft gibt, so zu leben, wie es Gott gefällt (Röm 8,4.13).
Das bedeutet nicht, dass wir die Sünde ein für alle Mal überwinden. Das können wir nicht. Aber ein Leben in der Kraft des Geistes ist der einzige Weg, um dem Verlangen des Fleisches nicht nachzugeben. Galater 5 beschreibt uns die Problemstellung aus göttlicher Sicht: "Das Fleisch begehrt gegen den Geist, und der Geist gegen das Fleisch" (V. 17). Dort finden wir auch die göttliche Antwort: "Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen" (V. 16).
Eine Illustration zum besseren Verständnis: Die gesamte Kraft von 1'000 Menschen kann einen Zug nicht einen Zentimeter bewegen. Aber wenn der Lokführer den Schlüssel dreht, ist die Kraft vorhanden, den Zug viele Kilometer zu bewegen. Es ist nicht die Kraft des Lokführers, der den Zug in Bewegung bringt. Aber er nimmt das Hindernis weg, damit die Kraft der Maschine wirksam wird. So ist es auch bei uns: Wenn wir das wegtun, was den Heiligen Geist hindert, wird seine Kraft wirksam.
Fußnote 5: Mit dem Überwinden der fleischlichen Wünsche ist gemeint, dass wir sie nicht beachten und nicht auf sie reagieren.
11.30 Was ist die Frucht des Geistes und wie wird sie hervorgebracht?
Die "Frucht des Geistes" steht im Kontrast zu den "Werken des Fleisches" (Gal 5,19-23). Es ist eine Frucht, besteht aber aus neun Teilen: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Frucht ist die Wiedergabe der Eigenschaften von Jesus Christus in einem Glaubenden, der Ihm nachfolgt und Ihn nachahmt (Joh 15,8). Nur durch den Heiligen Geist werden diese moralischen Eigenschaften des Herrn Jesus in unserem Leben hervorgebracht. Je mehr wir im Geist wandeln (Frage 29), um so deutlicher wird diese Frucht sichtbar.
11.31 Was ist die Rolle des Geistes im Zeugnis?
Zeugnis geben ist eine zentrale Aufgabe des Heiligen Geistes. Dies steht im Einklang mit seinem Charakter als «Geist der Wahrheit» (Joh 15,26; 16,13). Tatsächlich ist der Geist die Wahrheit (1. Joh 5,6-12). Wenn Er zeugt, benutzt Er das Wort Gottes (Heb 10,15). Insbesondere legt der Geist folgendes Zeugnis ab:
- Den Glaubenden bezeugt Er die Herrlichkeit des verherrlichten Christus. Was Er in der Herrlichkeit "hört", teilt Er ihnen mit (Joh 16,13). Er bestätigt ihnen auch die Wahrheit, dass sie Kinder Gottes sind (Röm 8,16).
- Vor der Welt legt Er Zeugnis vom Evangelium ab (Apg 5,31.32). Es war für die Jünger nicht einfach, in einer feindlichen Welt Zeugen zu sein. Wie gut, dass auch der Heilige Geist Zeugnis ablegte! Er zeigte ihnen die Herrlichkeit ihres Herrn, wie Er beim Vater ist. Auf diese Weise stärkte Er ihr Zeugnis und machte es wirksam (Joh 15,26.27).
11.32 Was ist die Rolle des Geistes in der Wiederherstellung?
Der Heilige Geistes will uns helfen, die Herrlichkeit des Herrn Jesus zu geniessen (Joh 16,14). Das ist sein wichtigstes Ziel. Wenn wir aber den Geist betrübt haben, sind wir nicht in der Lage, uns am Herrn zu freuen. In diesem Fall bemüht sich der Heilige Geist, uns zur Einsicht und zum Bekenntnis unserer Sünde zu führen, damit wir die Freude unserer Errettung wieder erlangen (Ps 51,14). Dies wird durch viele praktische Ermahnungen in den Briefen des Neuen Testaments bestätigt. Der Geist benutzt sie, um uns von einem Fehltritt zu überführen und wiederherzustellen (siehe z.B. die Ermahnungen in Eph 4,17 - 5,21). Diese Reinigung und Wiederherstellung wird durch zwei Bilder illustriert:
- Der Gebrauch des Wassers bei der Fusswaschung in Johannes 13 spricht von der Anwendung des Wortes Gottes auf Herz und Gewissen durch den Heiligen Geist.
- Um das Wasser der Reinigung in 4. Mose 19 herzustellen, tat man die Asche der roten jungen Kuh ins fliessende Wasser. Das weist bildlich darauf hin, wie der Geist Gottes die Leiden des Herrn Jesus in Erinnerung ruft und lebendig macht. Er legt sie uns aufs Herz, um uns zu reinigen und wiederherzustellen (V. 17).
11.33 Was ist die Einheit des Geistes und wie können wir sie bewahren?
Wir müssen zwischen der Einheit des Geistes und der Einheit des Leibes unterscheiden (Eph 4,3.4). Seit Pfingsten ist die Aussage wahr: "Da ist ein Leib." Keine Handlung und kein Versagen der Menschen kann die Einheit des Leibes zerstören. Aber in Bezug auf die Einheit des Geistes sind wir ermahnt, sie zu bewahren. Wir können sie nicht machen - der Geist selbst bewirkt sie in uns, wenn wir nach dem Wort Gottes und unter seiner Leitung auf der Grundlage des einen Leibes handeln. Dieses Bewahren ist nur in Verbindung mit den Eigenschaften, die in Vers 2 erwähnt werden, möglich: "Mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander ertragend in Liebe." Es ist keine einfache Aufgabe, darum erfordert sie auch "Fleiß". Aber es lohnt sich. Es bedeutet eine harmonische Beziehung in der örtlichen Versammlung und unter den verschiedenen Versammlungen, und zwar in Abhängigkeit vom Geist, unter seiner Leitung und in Unterordnung unter seine Autorität.
11.34 Wie bewirkt der Geist in uns die Sehnsucht auf das Kommen des Herrn?
Der Heilige Geist beschäftigt uns mit den Herrlichkeiten des Herrn Jesus (Frage 24). Auf diese Weise bewirkt Er in uns eine Sehnsucht nach Christus. In Offenbarung 22,17 vereint sich die Stimme des Heiligen Geistes mit der Stimme der Braut (die Versammlung) in einer Aussage: "Der Geist und die Braut sagen: Komm!" So heisst es auch in Galater 5,5: "Wir erwarten durch den Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit."
Diese Tätigkeit des Geistes wird in 1. Mose 24 sehr schön dargestellt: Der Knecht Abrahams (ein Bild des Heiligen Geistes) zeigt Rebekka (ein Bild der Versammlung) die Herrlichkeit und Grösse Isaaks (ein Bild von Christus) und führt sie zu ihm.
11.35 Was heisst es, im Heiligen Geist zu beten (Jud 20)?
Es bedeutet, unter der bewussten Leitung des Heiligen Geistes zu beten. Wenn wir durch Ihn geführt werden, bringen wir genau die richtigen Wünsche in der richtigen Einstellung zum Ausdruck (Eph 6,18). Wir sollen im Heiligen Geist beten, aber nicht zum Heiligen Geist. Der Geist ist da, Er ist in uns, um unsere Gebete zu formen und zu leiten.
11.36 Was bedeutet es, den Heiligen Geist zu betrüben?
Gläubige sollen den Heiligen Geist nicht betrüben (Eph 4,30). Dennoch kommt es vor. Die Verse vorher und nachher geben einige Beispiele, wie und warum dies geschehen kann: "Faule Worte", "Bitterkeit", "Wut", "Zorn", "Geschrei", "Lästerung", "Bosheit" sind Beispiele der Aktivität des Fleisches. Wenn wir solche Sünden begehen, betrüben wir den Heiligen Geist. In der Folge kann Er uns nicht helfen, den christlichen Segen zu geniessen und in der Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen. Zuerst muss das begangene Unrecht bekannt werden.
11.37 Ist Betrüben das Gleiche wie Auslöschen des Heiligen Geistes?
Nein. Wir betrüben den Geist infolge der Unachtsamkeit in unserem persönlichen Leben. Wir löschen Ihn aus, wenn wir den prophetischen Dienst in der Versammlung nicht würdigen oder sogar verhindern (1. Thes 5,19.20).
Die Bibel zeigt uns, dass es regelmässige Zusammenkünfte zur Erbauung unter der freien Leitung des Geistes geben soll. Dort besteht die Möglichkeit der Weissagung: Das Wort Gottes wird durch den Geist auf die aktuelle Situation der Zuhörer angewandt (1. Kor 14,29). Leider gibt es manche christliche Gemeinschaft, die in ihren Zusammenkünften keine Gelegenheit für den Dienst der Weissagung bieten, zumindest nicht regelmässig. Wo Weissagung gering geachtet oder verhindert wird, wird der Heilige Geist ausgelöscht. Das bedeutet nicht, dass Er überhaupt nicht wirken kann, aber Er wird sehr eingeschränkt. Das ist eine ernste Angelegenheit.
Auch da, wo die Lehre der freien Leitung des Geistes festgehalten wird, ist es möglich, den Geist auszulöschen, und zwar durch eigenwillige Aktivitäten, Gewohnheiten und Traditionen.
11.38 Was bedeutet es, den Heiligen Geist zu "schmähen"?
Dieser Ausdruck kommt in Hebräer 10,29 vor: "Wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird der wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füssen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein erachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?" Das betrifft einen Ungläubigen, der das Evangelium kennt, aber bewusst ablehnt. Auf diese Weise schmäht er den Heiligen Geist. Wenn er nicht über diese ablehnende Einstellung Busse tut, wird ihn das ewige Gericht treffen (Joh 3,36).
Im direkten Zusammenhang bezieht sich diese Aussage auf einen Juden, der sich eine Zeit lang zum christlichen Glauben bekannte: Er wurde durch "das Blut des Bundes" geheiligt und so äusserlich für Gott auf die Seite gestellt. Er gehörte nach aussen hin zum Volk Gottes und bekannte, Christus als Messias angenommen zu haben. Doch dann wandte er sich vom Opfer des Herrn Jesus ab. Nun gab es für ihn nur noch das göttliche Gericht. Aber dieses Prinzip mit den entsprechenden Konsequenzen trifft auch auf die Ungläubigen heute zu, wenn sie Jesus Christus nicht annehmen.
11.39 Was heisst es, dem Heiligen Geist zu "widerstreiten"?
Das wird zunächst von Ungläubigen gesagt, die es ablehnten, die Botschaft Gottes zu hören und anzunehmen (Apg 7,51). Im Weiteren ist es auch möglich, dass Gläubige dem Wirken des Geistes widerstehen, wenn sie sein Zeugnis ablehnen, d.h. wenn sie dem Wort Gottes nicht gehorchen.
11.40 Was bedeutet die "Versiegelung" mit dem Heiligen Geist?
Christen, die dem Evangelium ihres Heils geglaubt haben, werden mit dem Heiligen Geist "versiegelt" (Eph 1,13; 4,30; 2. Kor 1,22). Das Siegel ist ein Zeichen von Echtheit und Autorität - wie das Siegel auf dem Brief eines Königs (Est 8,8). Es spricht auch von Eigentum - wie das Siegel auf der Stirn (Off 7,3; 9,4). Schliesslich steht es auch für Endgültigkeit - niemand kann sich mehr einmischen (Dan 6,18; Mt 27,66; Off 20,3).
So sind die Glaubenden, die mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind, erstens echt oder authentisch, weil sie von neuem geboren sind. Zweitens gehören sie Gott und drittens sind für immer errettet. Die Versiegelung erfolgt auf den Glauben; sie ist nicht von einer Erfahrung abhängig (Eph 1,13).
11.41 Was bedeutet "Salbung"?
Im Alten Testament erfolgte die Salbung im Blick eine spezielle Aufgabe oder ein besonderes Amt, dass jemand bekommen sollte. Menschen wurden zum König, zum Prophet oder zum Priester gesalbt (1. Sam 10,1; 16,13; 1. Kön 19,16; 2. Mo 28,41). Die "Salbung" spricht also von der Weihung zu einer Aufgabe oder zu einem Dienst. Zudem weist sie darauf hin, dass die gesalbte Person mit Einsicht und Kraft ausgestattet wird (1. Joh 2,27). Die Verbindung dieser drei Aspekte im Blick auf die Salbung mit Heiligem Geist erkennen wir aus den Stellen, die vom Herrn Jesus reden (Lk 4,18; Apg 4,27; 10,38). Als Erlöste haben wir die Salbung mit Heiligem Geist und besitzen dadurch Einsicht in die Gedanken Gottes (1. Joh 2,20.27).
11.42 Was bedeutet es, dass der Heilige Geist das "Unterpfand" ist?
"Unterpfand" ist ein altes Wort für Anzahlung oder Garantie. Wenn ein Käufer die Anzahlung für das Haus geleistet hat, weiss man, dass er vorhat, den Rest zu bezahlen. In diesem Sinn wird der Heilige Geist "das Unterpfand unseres Erbes" genannt (Eph 1,14; 2. Kor 5,5). Gott hat uns bereits seinen Geist gegeben, darum wird Er uns bestimmt auch das zukünftige Erbteil geben: Wir werden die weltweite Herrschaft des Herrn Jesus mit Ihm teilen (Eph 1,10.22.23). Darum heisst es in Epheser 1,14 weiter: "zur Erlösung des erworbenen Besitzes". Es ist eine zukünftige Erlösung (Fußnote 6). Das Erbteil gehört uns bereits, aber es muss noch "eingelöst" werden - wie ein Scheck, den man schon bekommen hat, der aber erst eingelöst ist, wenn er der Bank abgegeben wird.
Fußnote 6: Unser Erbteil wurde bereits durch das Werk des Herrn Jesus erkauft. Aber der Tag wird kommen, an dem es durch Macht erlöst und von jedem feindlichem Einfluss freigemacht wird.
11.43 Gibt es weitere Symbole oder Bilder des Heiligen Geistes in der Bibel?
- Öl
Das Öl ist auch im Allgemeinen - nicht nur im Zusammenhang mit der Salbung (Frage 41) - ein Bild des Heiligen Geistes. Betrachte z.B. Folgendes:
- Das Öl gab Licht (2. Mo 27,20.21; Sach 4,2-6). Der Heilige Geist erleuchtet und belehrt (1. Joh 2,20.27).
- Die Gefässe der Stiftshütte wurden mit Öl gesalbt, um sie für Gott zu weihen und zu heiligen (2. Mo 40,9; 3. Mo 8,10-12). Der Heilige Geist heiligt (1. Pet 1,2).
- Das "Öl im Krug" (1. Kön 17,12) spricht vom Geist Gottes, wie Er in Ewigkeit in uns wohnt (Joh 14,16)- ohne mit der Zeit in irgendeiner Weise abzunehmen, auch wenn wir unsere Segnungen mit anderen teilen.
- Die Gefässe, die mit Öl gefüllt werden mussten (2. Kön 4,1-7), zeigen uns, dass Glaubende mit dem Geist erfüllt sein sollen.
- Der "barmherzige Samariter" goss Öl auf die Wunden des Mannes, der unter die Räuber gefallen war (Lk 10,34). Dieses Öl wurde zur Heilung benutzt und spricht deshalb davon, wie die Auswirkungen der Sünde überwunden werden. Durch den Heiligen Geist wird im Leben des Glaubenden die Rechtsforderung des Gesetztes erfüllt (Röm 8,4) und die Aktivität des Fleisches verhindert (Gal 5,16).
- Das "Freudenöl" in Psalm 45,8 spricht von der Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17).
- Das Öl, das "das Angesicht glänzen" lässt (Ps 104,15), erinnert uns daran, wie wir "mit aufgedecktem Angesicht, die Herrlichkeit des Herrn anschauend, verwandelt werden nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist" (2. Kor 3,18).
- Das "heilige Öl" in Psalm 89,21 lässt uns daran denken, dass der Geist heilig ist und heilig macht.
- Lebendiges Wasser
Wasser als solches ist ein Bild des Wortes Gottes. Aber das lebendige Wasser spricht vom Wort, wie es durch den Heiligen Geist lebendig gemacht und auf unsere Herzen angewendet wird (Joh 4,10; 7,37-39). Das "fliessende Wasser" in 4. Mose 19,17 hat auch diese Bedeutung. Der Heilige Geist wendet das Wort auf unsere Herzen an.
- Eine Taube
Johannes der Täufer sagte: "Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm" (Joh 1,32). Die Taube ist ein reiner Vogel. 1. Mose 8,6-12 zeigt uns, dass sich die Taube - im Gegensatz zum Raben - in einer Umgebung, die durch Tod und Unreinheit gekennzeichnet war, nicht wohlfühlte. Deshalb kehrte sie zur Arche Noahs zurück, bis das Wasser abgelaufen war. Weil der Herrn Jesus sündlos war, konnte der Heilige Geist wie eine Taube auf Ihn kommen und auf Ihm bleiben (Fußnote 7). Die Taube spricht also davon, dass der Geist rein und heilig ist.
- Wind
"Wind" und "Geist" sind Übersetzungen vom gleichen griechischen Wort (pneuma). Im Zusammenhang mit der Neugeburt vergleicht der Herr Jesus das Werk des Heiligen Geistes mit dem Wehen des Windes: unsichtbar, unerklärlich und doch feststellbar (Joh 3,8). Der Wind spricht vom Geist, wie Er geheimnisvoll und doch unmittelbar wirkt.
- Das Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind
Dieser Ausdruck wird in Apostelgeschichte 2,2 benutzt, als der Geist Gottes auf die Erde kam. Er steht bildlich für das Wohnen und machtvolle Wirken des Geistes in der Versammlung (siehe 1. Kor 3,16; 12,6).
- Zerteilte Zungen
Am Tag der Pfingsten "erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen" (Apg 2,3). Dieses Zeichen, das das Kommen des Heiligen Geistes begleitete, zeigt uns zwei Aspekte seines Wirkens:
- Das Feuer spricht von der reinigende Wirkung durch die Verurteilung des Bösen.
- Die zerteilten Zungen symbolisieren die Macht des Zeugnisses - nicht nur gegenüber den Juden, sondern auch gegenüber den Nationen.
- Der Knecht in 1. Mose 24
Dieser Knecht hatte die Aufgabe, eine Braut für Issak zu finden, sie für ihn vorzubereiten und zu ihm zu bringen. Er ist ein Bild des Heiligen Geistes, der massgebend ist für die Bildung der Versammlung und für das Aufwecken ihrer Zuneigung für Christus. Er zeigt uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus und weckt unsere Sehnsucht nach Ihm.
- Das Wasser, das aus dem geschlagenen Felsen floss
In 2. Mose 17,1-7 musste Mose den Felsen einmal mit dem Stab des Gerichts schlagen. Da kam Wasser hervor, so dass das Volk trinken konnte. Der Fels ist ein Bild von Christus (1. Kor 10,4). Das Wasser spricht von der Gabe des Heiligen Geistes als Folge der Leiden des Herrn Jesus, die Er ein für alle Mal am Kreuz im Gericht Gottes erduldet hat.
- Josua
In 2. Mose 17,8-13 befand sich Mose auf dem Berg und betete für Israel. Er ist ein Bild von Jesus Christus, der sich im Himmel für uns verwendet. Josua, der den Krieg in der Ebene anführte, spricht auch vom Herrn Jesus, wie Er durch den Geist in uns ist, uns im Kampf führt und uns den Sieg gibt. Später war es Josuas Aufgabe, das Volk ins Land Kanaan zu bringen und die Eroberung des Landes anzuführen. Auch in dieser Hinsicht weist er auf Christus hin, und zwar wie Er uns durch den Heiligen Geist hilft, die geistlichen Segnungen zu geniessen (Eph 3,1-19).
- Die Wolke, die den Tempel erfüllte
Nachdem die Opfer dargebracht worden waren, erfüllte die Wolke den Tempel Salomos (2. Chr 5,6.13.14). Diese Wolke ist ein Hinweis auf die Gegenwart Gottes durch den Heiligen Geist in der Versammlung - gegründet auf das vollbrachte Werk des Herrn Jesus (Joh 19,30; Eph 2,22).
- Der Gastwirt in Lukas 10,35
Der "barmherzige Samariter", der vom Herrn Jesus spricht, erwies dem unter die Räuber gefallenen Menschen Barmherzigkeit. Nachdem er die unmittelbaren Bedürfnisse gestillt hatte, veranlasste er, dass der Verwundete in einer Herberge versorgt wurde. Der Gastwirt ist ein Bild des Heiligen Geistes und die Herberge weist vermutlich auf eine örtliche Versammlung hin. Der Auftrag des Samariters an den Wirt lautete: "Trage Sorge für ihn." So hat der Herr Jesus uns nicht als Waisen zurückgelassen. Der Heilige Geist sorgt als Sachwalter für uns und unsere Anliegen.
- Der Knecht in Lukas 14
Dieser Knecht lädt Menschen zum "grossen Gastmahl" ein (Lk 14,16) - es ist die Einladung des Evangeliums, Gottes Gnade anzunehmen. Im Gegensatz zum Gleichnis in Matthäus 22 finden wir hier nur einen Knecht am Werk. Er lädt ein, gibt seinem Herrn wieder Bescheid, erhält Aufträge von ihm und "nötigt" die Menschen hineinzukommen. Wir erkennen darin ein passendes Bild von dem, was der Heilige Geist in den Herzen und Gewissen der Menschen tut, um sie für die Einladung des Evangeliums empfänglich zu machen.
- Die Frau mit der Lampe in Lukas 15
In diesem Gleichnis werden alle drei Personen der Gottheit gezeigt, wie sie bei der Errettung von Sündern aktiv sind: Gott, der Sohn, wird im Hirten dargestellt, der das verlorene Schaf sucht. Gott, der Vater, wird durch den Vater repräsentiert, der seinen verlorenen, aber zurückgekehrten Sohn in Liebe aufnimmt. In der Frau, die das Licht der Lampe benutzt, um das verlorene Geldstück zu suchen, erkennen wir ein Bild des Heiligen Geistes. Er beteiligt sich an der Errettung von Menschen, indem Er ihnen im göttlichen Licht ihren verlorenen Zustand zeigt.
- Der Mann, der in Lukas 22 einen Krug trägt
Als Petrus und Johannes den Herrn fragten, wo sie das Passah bereiten sollten, forderte Er sie auf, in die Stadt zu gehen und einem Mann zu folgen, "der einen Krug Wasser trägt" (Lk 22,10). Dieser Mann kann als ein Bild des Heiligen Geistes gesehen werden, wie Er uns durch das Wort Gottes leitet und führt.
- Der Türhüter in Johannes 10
Nur der gute Hirte konnte durch die Tür in den israelitischen Schafhof hineingehen, weil Er allein alle Anforderungen, die die Prophetie an den Messias stellt (Sohn Davids, geboren in Bethlehem usw.), befriedigend erfüllte. Als Türhüter öffnete Ihm der Heilige Geist die Tür, indem Er klar machte, dass das Alte Testament Jesus Christus als den Messias bezeichnet und beglaubigt. Johannes der Täufer war eine von vielen Stimmen - wenn auch eine sehr wichtige und bedeutende -, die der Heilige Geist zu diesem Zeugnis benutzte.
- Mögliche andere Bilder
Von verschiedenen Bibelauslegern werden noch weitere Bilder vorgeschlagen, die den Heiligen Geist darstellen. Wir führen sie hier an:
- Die Wolkensäule, die das Volk Israel führte (2. Mo 13,21),
- der Regen, besonders der "Spätregen" (Joel 2,23),
- der Tau (2. Mo 16,13,14),
- der Ton eines leisen Säuselns (1. Kön 19,12).
Fußnote 7: Erst nach der Errettung kann der Heilige Geist in Menschen, die gesündigt haben, bleiben und wohnen. Siehe dazu auch die Bemerkungen zur "Wolke" unter Punkt 10.
11.44 Sollen wir um den Empfang des Heiligen Geistes bitten?
In Lukas 11,13 lesen wir: "Wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!" Diese Worte sprach der Herr Jesus zu seinen Jüngern vor seinem Tod, seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt und dem Kommen des Heiligen Geistes. Am Pfingsttag ist der Heilige Geist jedoch gekommen. Er wohnt nun auf der Erde.
Christen müssen nicht darum bitten, den Geist zu bekommen. Seit sie an das vollbrachte Werk des Herrn Jesus glauben, wohnt der Heilige Geist in ihnen.
11.45 Wie kann ich wissen, dass ich den Heiligen Geist bekommen habe? Muss ich in Sprachen reden?
Nein! Die Gabe des Sprachenredens wurde zwar vom Geist gegeben, aber nur am Anfang der christlichen Zeitperiode und auch damals nicht allen (1. Kor 12,29.30). Aber wie wissen wir denn, dass wir den Geist bekommen haben? Die einfache Antwort ist: Weil Gott es sagt (Eph 1,13). Es ist wahr, dass wir es auch erfahren - z.B. wenn uns der Geist die Gewissheit verleiht, dass wir Kinder Gottes sind, oder wenn Er uns Freude gibt oder uns die Schriften öffnet. Aber die Erkenntnis, dass Er in uns wohnt, gründet sich nicht auf unsere Erfahrung, sondern auf Gottes Wort (Röm 8,11; 2. Tim 1,14).
11.46 Ist es wahr, dass ich nach der Neugeburt eine spezielle Taufe des Geistes oder eine "zweite Erfahrung" brauche?
Nein. Wir brauchen nicht besondere Erlebnisse, Wundergaben oder dergleichen, sondern Glauben an das Evangelium unseres Heils (Eph 1,13). Aufgrund dieses rettenden Glaubens sind wir mit dem Heiligen Geist versiegelt worden. Er wohnt nun in uns und bleibt in Ewigkeit bei uns. Aber wir müssen dem Geist die Möglichkeit geben, uns zu erfüllen.
Es ist auch zu beachten, dass die Taufe mit dem Geist nicht gleichbedeutend ist mit einem guten geistlichen Zustand. In Korinth wurden alle Glaubenden als solche betrachtet, die in die Taufe mit Heiligem Geist miteingeschlossen waren (1. Kor 12,13). Aber die meisten von ihnen waren nicht geistlich, sondern fleischlich (1. Kor 3,1).
11.47 Wie erkennt man einen Glaubenden, der mit dem Geist erfüllt ist? Muss er in Sprachen reden oder Wunder tun?
Wundergaben wie das Sprachenreden wurden am Anfang der christlichen Zeit gegeben (Mk 16,17.18; Heb 2,3.4). Das bedeutet aber nicht, dass alle Erlösten, die mit dem Geist erfüllt sind, diese Gaben besitzen. Wenn der Geist Gottes heute im Leben eines Glaubenden frei wirken kann, zeigt sich ein geistliches Verhalten, ein Wandel "nach dem Geist" (Röm 8,4). Singen, Freude sowie Kraft im Dienst und Zeugnis sind weitere Merkmale eines vom Geist erfüllten Christen.
11.48 Was ist die "besondere Salbung", von der wir immer wieder hören?
Es gibt die verkehrte Lehre, dass Christen ein höheres geistliches Niveau erreichen können, eine "spezielle Salbung" des Heiligen Geistes bekommen und als Resultat davon mit besonderer Kraft ausgerüstet werden. Die Bibel benutzt tatsächlich den Ausdruck "Salbung" in Verbindung mit dem Heiligen Geist. Interessanterweise wird aber nicht von den "Vätern" oder "Jünglingen", sondern von den "Kindern" - denn Jüngsten im Glauben - gesagt, dass sie die Salbung haben (1. Joh 2.18.20.27). Deshalb ist die Salbung ein Privileg jedes Glaubenden, nicht nur für sehr vorgeschrittene oder geistliche Christen.
11.49 Was meint der Ausdruck "im Geist geschlagen"?
Das ist weder ein biblischer Ausdruck noch eine biblische Handlung. Wenn Leute davon reden, dass jemand "im Geist geschlagen" wird, denken sie an Situationen, wo Personen - meistens durch den Einfluss von "Heilern" - die Kontrolle über sich selbst verlieren und gewöhnlich rückwärts umfallen. Sie behaupten, dass diese Erfahrung durch den Heiligen Geist hervorgebracht wird. An vielen Bibelstellen wird zwar von der Macht des Heiligen Geistes gesprochen, aber eine solche Erfahrung wird nie erwähnt. Im Gegenteil, sie stehen in direktem Widerspruch zum Charakter und Werk des Heiligen Geistes, wie es im Wort Gottes beschrieben ist.
11.50 Warum sollen wir nicht zum Heiligen Geist beten?
Weil die Bibel uns weder dazu auffordert, noch ein Beispiel dafür gibt. Was ist der Grund dafür? Der Heilige Geist ist genauso Gott wie der Vater und der Sohn, aber seine Rolle ist eine andere. Unsere Gemeinschaft besteht nicht so sehr mit Ihm, sondern mit dem Vater und dem Sohn (1. Joh 1,3), wobei der Geist in uns wirkt, damit wir die Beziehung und Gemeinschaft genießen können. Wir werden aufgefordert, "im" Geist zu beten, was das Gebet "zum" Geist ausschließt.
11.51 Was ist die "Sünde gegen den Heiligen Geist"?
Menschen benutzen diesen Ausdruck oft, doch er kommt in der Bibel nicht vor. Meistens meinen sie damit die "Lästerung" gegen den Heiligen Geist (Frage 52). Jede Sünde, die ein Christ begeht, ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist, weil der Geist in ihm wohnt und durch die Sünde betrübt wird.
11.52 Was ist Lästerung gegen den Heiligen Geist?
Diese Frage hängt mit Markus 3,29 zusammen: "Wer aber irgend gegen den Heiligen Geist lästert, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig." Die Erklärung dazu wird uns im nächsten Vers gegeben: "Weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist." Der Herr Jesus hatte Dämonen in der Kraft des Heiligen Geistes ausgetrieben. Die Volksmenge war erstaunt und sagte: "Dieser ist doch nicht etwa der Sohn Davids?" Aber die Pharisäer beschuldigten den Herrn gegen besseren Wissens, dass Er die Dämonen in der Kraft Satans austreibe (siehe Mt 12,22-32). Sie sahen den Beweis der Macht des Geistes Gottes und schrieben sie dem Satan zu - das war Lästerung gegen den Heiligen Geist. Diese Lästerung konnte nicht vergeben werden, weil sie die Verwerfung des Herrn Jesus in sich schloss.
Heute ist es nicht mehr möglich, diese Sünde zu begehen, weil Jesus Christus nicht mehr auf der Erde lebt, um in der Kraft des Heiligen Geistes Wunder zu vollführen.